Nachdem die Gründe für das Micro Four Thirds (MFT) System schon im letzten Beitrag erläutert wurden, möchte ich hier meine persönlichen ersten Kandidaten und ihre Vorzüge und Nachteile vorstellen.
Die Panasonic GF3
Sie ist derzeit die günstigste, und aktuellste gebrauchte Kamera, welche man im MFT-Segment besorgen kann. Ich habe mich dann auch noch für ein stark benutzt aussehendes Modell mit Kratzern und Macken entschieden, was den Preis weiter nach unten getrieben hat. Mit ca. 40 Euro muss man dann rechnen und kann, sofern Altglas wie z.B. M42-Linsen vorhanden sind, nochmal 10-20 Euro für einen Adapter einrechnen. Damit hat man eine Kamera, welche günstiger ist, als die meisten kompakten Kameras ohne Wechseloptiken.
Ich habe damit genau so angefangen und war sehr angetan. Der Moment vom Auspacken bis zu dem Moment wo man denkt, die meisten Einstellungen der Kamera zu kennen kann schon in Stunden gerechnet werden. Gut gefallen hat mir die extreme Individualisierbarkeit. Man hat eine Vielzahl von Schnellzugriffsmöglichkeiten, wenn man durch die Funktionsweise des Quick-Menüs durchgestiegen ist. Zudem vereinfacht der resistive Bildschirm die Anwahl der Individualmodi ungemein.
Ein weiteres nettes Feature ist der Klappblitz. Nicht besonders leistungsstark, bietet er aber trotzdem die Möglichkeit an die Decke zu Blitzen und ermöglicht damit ein schönes indirektes Aufhellen in Innenräumen. Diese Eigenschaft ist zwar aufgrund der Leistung nur begrenzt einsetzbar, aber wenn man Zusatzblitze (im Slavemodus) hat, kann man so auch dem internen Blitz etwas weniger Gewicht im Bildresultat geben. Leider gibt es keinen Blitzschuh, somit ist das direkte Anschließen eines leistungsfähigeren Blitzes nicht möglich.
Toll ist die Möglichkeit den Fokuspunkt mittels des Touchscreens festzulegen, wenn man Autofokusobjektive benutzt. Bei manuellen Objektiven oder im manuellen Modus kann man statt dessen eine Bildschirmlupe einblenden lassen. Sogenanntes Fokuspeaking, bei dem die scharfen Umrisse temporär eingefärbt werden gibt es allerdings erst bei anderen, höher angesiedelten Geräten.
Die Olympus E-PM1
Wie kommt man möglichst günstig an ein paar Autofokus-Wechselobjektive? Richtig: im Kit zusammen mit einer Kamera oder von Leuten, die einzelne Objektive aus einem Kit verkaufen. Ich habe mich für die erste Variante entschieden und eine E-PM1 mit 14-42mm Zusammenfaltlinse und 40-150mm Tele entschieden.
Die Kamera… Ich würde mich schon als Technik-affin und nicht Kamera-unerfahren bezeichnen. Vielleicht hatte ich auch einen schlechten Tag, aber ich habe nicht ohne Zuhilfenahme der Bedienungsanleitung herausgefunden, wie ich im vollmanuellen Modus zwischen Blende und Zeit wechsele. Man möge mich als unfair bezeichnen aber in diesem Moment hatte die kleine (wirklich schön aussehende) Kamera für mich verloren. Ich habe ein, zwei unmotivierte Testfotos von meinem Schreibtisch aus geschossen, um den internen Bildstabilisator gegenüber dem nicht vorhandenen der GF3 zu testen und das war’s.
Man sieht es der minimalistischen Kamera von außen an: das Menü lässt sich nur umständlich bedienen, da es keinen Touchscreen und nur wenig Direktzugriffstasten gibt. Diese Umständlichkeit wiegt keinen Bildstabilisator und auch kein Standardblitzschuh (wie in diesem Fall) auf. Die Optiken habe ich dann erst einmal an der GF3 weiter verwendet.
Die Panasonic GX1
What you pay is what you get. Die Einstellmöglichkeiten und Menüführung der GF3 hatten mich überzeugt.
Nachteil der GF3 ist der 12Mpx-Sensor, der schon ab ISO 800 je nach Lichtsituation zu stark rauscht. Wenn man die ein oder andere Innenraumsituation mit Menschen ohne Blitz dokumentieren möchte, kommt man sehr schnell in den kritischen Bereich. Auch das Aufstecken eines richtigen Blitzes ist dann oftmals zusätzlich der Bedarfsfall, mit der GF3 aber nicht machbar.
So habe ich mich für die GX1 entschieden. Die G3 als Alternative zur GF3 hätte für ein ähnliches Budget (derzeit 150 EURO) eine bessere Ausstattung (Klappdisplay und elektronischer Sucher) geboten, aber ich wollte, wenn schon, denn schon, die kleine Rangfinder-Style-Variante. Die Sensoren sind hier in beiden Fällen eine Generation weiter als bei der GF3 / E-PM1.
Durch die vielen Direktzugrifstasten gewinnt die GX1 noch einmal deutlich gegenüber der GF3. Nun kann man die Fn-tasten wirklich mit Spezialfunktionen, wie Messmethoden, Blitzintensität und Bildqualität belegen. Und der kleine integrierte Handgriff macht die Handhabung sehr bequem.
Bei der ISO-Empfindlichkeit traut man sich nun auch mal 1600 oder in Ausnahmefällen auch auf die 3200 zuzugreifen. Was ich bei Nikon aufgrund der Qualität nicht brauchte aber irgendwie bei den MFTs wieder mache: ich fotografiere RAW.
Fazit bisher
Die GX1 bietet schon eine ganze Menge. Bei einem Wechsel oder einer Ergänzung zu einem ausgereiften System fehlt am Anfang immer etwas im neuen Umfeld. Man lernt mit Einschränkungen umzugehen aber man findet plötzlich auch neues. Es wird nie die perfekte 1:1 Umstellung geben.
Was mir jetzt doch noch fehlt? Irgendwie ein Sucher oder zumindest ein höher auflösendes Display, das oben erwähnte Fokuspeaking wäre eine nette Dreingabe, ein interner Bildstabilisator und Verschlusszeiten schneller als 1/4000. Die GX7 wird also schon mal vorgemerkt. Vielleicht bekommt aber auch eine Olympus ihre Chance bei mir. Die OMDs üben schon ihren Reiz aus.